Mio FUSE Erfahrungsbericht

0
14060
Mio FUSE
Courtesy of medisana.de /Copyright by Mio Global (Physical Enterprises Inc.)

 

Neulich kam mir das Mio FUSE ins Haus geflattert. Mio Global und der deutsche Vertreiber des Geräts, die Medisana AG, waren so großzügig uns neben dem Mio Alpha 2 (hier geht’s zum Testbericht) auch das FUSE zur Verfügung zu stellen, damit wir die Geräte auf Herz und Nieren testen.

“Pulsmessgerät+Aktivitätstracker – das volle Package?”

Das Mio FUSE präsentiert sich als „Pulsmessgerät + Aktivitätstracker“. Den Puls will das Gerät durch eine innovative Technologie direkt am Handgelenk messen und dabei ganz ohne den klassischen Brustgurt auskommen. Als Aktivitätstracker soll das FUSE „Schritte, Tempo, Distanz, Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch für eine umfassende Auswertung des Trainings und der täglichen Aktivitäten“ überwachen (www.mioglobal.com).

Hier geht es zu dem Mio FUSE Unboxing Video:

 

Soweit so gut. Das Gerät machte beim Auspacken einen soliden und robusten Eindruck (wie im Unboxing Video zu sehen). Ein Zweifel, dass es die Strapazen eines täglichen Begleiters einer sportlich aktiven Person auszuhalten vermag, bestand bei mir nicht. Das Mio FUSE hat keine mechanischen Teile, die drei Bedienelemente an dem FUSE sind keine Knöpfe, sondern berührungssensitive Bereiche, wie bei Smartphone-Touchscreens. Das Design fand ich ansprechend und die Materialien hochwertig. Allerdings fällt der Verschluss am Armband etwas zu dick und herausstehend aus, sodass man des Öfteren an der Kleidung hängen blieb. Das Display besteht aus LEDs die hinter einer schützenden Silikonhülle versteckt sind und es war bei allen Lichtverhältnissen gut ablesbar. Der kurze Funktionstest der Pulsmessung klappte auf Anhieb und verlief einwandfrei.

Armbandverschluss
Armbandverschluss des Mio FUSE

 

Wäre das Mio FUSE was für mich?

Um mich mit dem Gerät mehr vertraut zu machen, besuchte ich die Herstellerwebseite www.mioglobal.com, lud mir die Bedienungsanleitung herunter und schaute mir das ca. zweiminütige Produktvideo zu Mio FUSEan. In diesem präsentierte sich mir ein Herr, der seinen Alltag aktiv gestaltete, dem das Mio FUSE sein stetiger Begleiter war. Er wachte auf, schnallte sich noch vor seinen täglichen Morgenkaffee das FUSE um, machte etwas Frühsport mit Liegestützen und einer Dehneinlage, danach radelte er ins Büro, spielte nach Feierabend Tennis und ging später noch ins Fitnessstudio. Alles in allem, sollte die Person im Video jemanden wie mich verkörpern. Ist das Mio FUSE nun für mich gemacht, taugt es was? Das galt es herauszufinden. Bei einem Ladenpreis von ca. 150€ für das Gerät, sollte man schon einiges erwarten. Dazu trug ich ganze sieben Tage und Nächte lang das Mio FUSE in einem Dauertest um das Handgelenk, stellte allen möglichen Schabernack damit an und versuchte herauszufinden, ob das Mio FUSE für mich einen Mehrwert in meinem recht aktiven Leben darstellt.

 

This slideshow requires JavaScript.

 “Mio FUSE ohne Smartphone?

Vergiss es!”

Ohne iOS nix los!?

Es soll angemerkt werden, dass das Mio FUSE ausschließlich mit einem Smartphone Sinn macht, bzw. ohne ein Smartphone gar nicht erst zu bedienen ist. Die Mio GO App ist eine zwingende Voraussetzung zur Bedienung des FUSE. An dem Gerät direkt können keine Einstellungen vorgenommen werden. Man kann lediglich zwischen den Informationsbildschirmen durchschalten und ein neues Workout starten und beenden. Selbst die Tastensperre muss mittels der App erfolgen. Verfügbar ist die App nur für Apple iOS Geräte sowie Android Geräte ab Android 4.3. Nutzer von z. B. Windows Phones oder von älteren Android-Handys gehen hier leider leer aus.

Die Einstellungen umfassen zum einen persönliche Einstellungen des Nutzers, wie das Gewicht, Alter etc., zum anderen die Trainingszonen, die anzuzeigenden Informationen, tägliche Ziele usw. Die Verbindung des FUSE mit dem Handy (Samsung Galaxy S4) und die Synchronisierung mit der Mio GO App sowie einem Dutzend anderer Apps, die dafür ausgelegt sind sich mit Bluetooth Herzfrequenzmessern zu verbinden, verlief immer einwandfrei.

“Es gibt viele tolle Apps und du wirst sie brauchen!”

Die Mio Go App ist zwar zum Betrieb des FUSE zwingend notwendig, allerdings nicht ausreichend. Eine zeitliche Auflösung der Workouts oder Aktivitäten ist mit Mio GO nicht möglich. Man kann mit dieser ausschließlich die Zusammenfassungen und Durchschnittswerte einsehen. Zur welcher Tageszeit man am aktivsten war (wie z. B. bei dem Jawbone), oder bei welcher Laufgeschwindigkeit man den höchsten Puls hatte kann man beispielsweise nicht sehen. Dazu bedarf es externer Apps und das Gerät muss während des Workouts dauerhaft über Bluetooth mit dem Handy verbunden bleiben. Alternativ sollte es aber auch mit einer dafür geeigneten GPS-Uhr funktionieren.

 

 

Was mache ich eigentlich den ganzen Tag?

Das FUSE nennt sich ja, wie gesagt, ein Aktivitätstracker. Neben einem Schrittzähler ist auch ein Beschleunigungsmesser eingebaut, der auch die Geschwindigkeit und die zurückgelegte Entfernung misst. Als tägliches Bewegungsziel sind standartmäßig 10.000 Schritte hinterlegt, diesen Wert kann man in der Mio GO App aber natürlich verändern. Ein Screen zeigt wie weit man dem täglichen Ziel nähergekommen ist.

Am ersten Morgen meines Tests bin ich die knappen drei Kilometer Arbeitsweg zu Fuß gegangen und tatsächlich! Die vom FUSE gemessene Entfernung stimmte weitgehend. Auf dem Nachhauseweg nahm ich allerdings für vier Stationen die Straßenbahn, auch hier präsentierte sich das Tracking vorbildlich. Das FUSE erkannte wohl, dass ich mich nur passiv bewegte, dem Gerät fehlte es wahrscheinlich an den geh-üblichen Mitschwingen der Arme. Sehr erfreut darüber, dass die Mio Ingenieure an alles gedacht haben, ging ich einkaufen und wollte nun wissen, wie viel Strecke ich bei so einem Einkauf zurücklege. Überraschung! Nach ca. 35 Minuten hin und her irren im Supermarkt – zeigte das FUSE mickrige 15 Meter an… Wie kann das eigentlich sein? Ganz einfach, ich schob einen Einkaufswagen vor mir her, der Arm hat sich nicht bewegt, also dachte sich das FUSE wohl ich würde wieder irgendwo mitfahren. Für den Rest des Einkaufs schob ich den Wagen nur mit der rechten Hand, das FUSE registrierte ab dann auch meine Bewegungen, weil sich der Linke nun normal bewegte. Dieser Umstand findet noch an einer späteren Stelle Beachtung.

Mit der Mio GO App synchronisiert man seine tägliche Aktivität und die Workouts. Viel ist dort aber nicht zu sehen, was die tägliche Aktivität angeht. Es werden lediglich die täglichen Gesamtschritte, die Zurückgelegte Distanz und die verbrannten Kalorien angezeigt. Auszuziehen braucht man das FUSE nur zum Aufladen, das Gerät ist wasserfest, trägt sich angenehm, da es sehr leicht ist und das Armband auch nach längerem Tragen nicht an der Haut klebt.

Spät abends dachte ich mir, es wäre doch interessant zu wissen, welchen Puls ich während des Schlafens habe. Im Play Store wurde ich auch schnell fündig, denn ich fand dort die schlichte I’M FIT HR App, die es erlaubt, die über Bluetooth übermittelte Herzfrequenz aufzuzeichnen. Das Ergebnis hätte ich mir spannender vorgestellt, aber es hat ohne Probleme funktioniert – mein Puls bewegte sich beim Schlafen um die 50, mit einigen Ausschlägen bis 100 während ich immer wieder von dem Wecker aufgeschreckt den Snoose-Button drückte.

Insgesamt sind die Aktivitätstracking-Möglichkeiten des Mio FUSE nichts Berauschendes. Mit der Informationstiefe, die man z. B. aus einem Jawbone herausholt, ist der Umfang der Möglichkeiten des Mio FUSE und der Mio GO App nicht im Geringsten vergleichbar. Bedenkt man, dass man zum Betrieb des FUSE fast zwingend ein Handy braucht, werden verschiedene Fitnesstracking Apps zu einer Alternative. Die Google Fit App, bietet auch einen Schrittzähler und funktioniert auch beim Einkaufswagenschieben, sie erkennt sogar von selbst, ob man geht, läuft oder Fahrrad fährt. Und das kostenfrei.

 

 

Laufen macht Spaß – oder wie ich es hinkriege 15 Deadlifts mit einem Puls von 72 zu machen?

Man braucht sich nichts vorzumachen – das Hauptverkaufsargument des Mio FUSE ist der Brustgurtlose Pulsmesser, den Aktivitätstracker gibt es, meiner Meinung nach, als einen Goody dazu. Aber wie schlägt sich die Pulsmessfunktion im Feldversuch?

Zum absolut Positiven – zu Fuß auf der Straße, im Wald und auf dem Laufband, das sind die Aktivitäten, bei denen Sich das FUSE extrem wohl fühlt und bestens performt. Die Pulsmessung funktioniert einwandfrei und sogar die Entfernung wird mittels eingebauten Beschleunigungsmessers sehr gut geschätzt. Es ist möglich bis zu fünf Pulszonen einzustellen. Beim erreichen jeder Zone ändert sich die Farbe der LED, die während der Workouts ständig blinkt, dazu vibriert das FUSE kurz beim Wechsel von einer Pulszone zur anderen. Einem gezielten Lauftraining steht also nichts im Wege!

“Für Läufer ist das Mio FUSE eine echte Bereicherung!”

Der Protagonist des Mio FUSE-Produktvideos joggte aber nicht nur sehr gern, sondern machte sich mit Liegestützen warm, fuhr Fahrrad und trainierte im Fitnessstudio. Nun, das machte ich auch. Angefangen mit Fahrradfahren. Das Ergebnis hatte ich nach meinem Ausflug zum Einkaufen schon vermutet und es ist auch leider so eingetreten – ich habe es nicht hinbekommen, dass mir das FUSE beim Radfahren meine Geschwindigkeit und die zurückgelegte Distanz anzeigt. Eigenartigerweise kann man in den Einstellungen der Mio GO App einen Displaymodus fürs Fahrradfahren einstellen und da sind explizit die Geschwindigkeit und Distanz vorgesehen. Sei es drum! Die Pulsmessung hat beim Radeln auch einwandfrei funktioniert.

Etwas anders sah es bei den Liegestützen aus. Mit dem abgeknickten Handgelenk funktionierte die Pulsmessung nur unzureichend. Während eines Satzes Liegestützen (ca. 70) zeigte das FUSE meinen Puls als konstant 57 an, dem Körpergefühl nach wäre er aber eher an die 130. Auch nach dem Satz beharrte die Anzeige bei einem Puls von unter 60 für weitere 20 Sekunden um dann plötzlich auf 120 hochzuschnellen. Ich band mir das FUSE daraufhin etwas lockerer und höher auf dem Unterarm fest um die möglichen Störungen durch das Abknicken des Handgelenks zu minimieren. Trotzdem verharrte die Anzeige während der Übung, zwar jetzt bei einem Puls von ca. 85, aber dennoch auf zu niedrigem Niveau.

Zur nächsten Übung – Deadlifts. Nach der Erfahrung mit den Liegestützen, band ich mir das FUSE so locker und hoch am Handgelenk fest, dass es gerade mal so nicht abfiel und noch fest genug zum Messen saß. Auch hier war das Ergebnis der Messung sehr ungenau. Bei den ersten Sätzen Deadlifts war mein Puls, laut der Anzeige des FUSE, stabil bei 72. Durch wiederholtes Herumfummeln, Verschieben und lockerer Binden des FUSE am Handgelenk, habe ich es hinbekommen, dass die Anzeige während der Sätze auf knapp 100 ging. Was allerdings noch immer viel zu wenig war, denn in den Pausen schnellte der Puls dann plötzlich bis auf 165 hoch. Das gleiche Bild wiederholte sich bei allen Übungen bei welchen der Einsatz der Hände in irgendeiner Art und Weise erforderlich war. Alles in Allem muss man sagen – das Mio FUSE eignet sich leider nicht fürs Fitnessstudio, auch wenn das Produktvideo etwas anderes verspricht.

Zum Aufzeichnen der Pulswerte verwendete ich die kostenlose App Sport Gear Tracker, die, wie die anderen Apps, sich ohne Probleme mit dem Mio FUSE synchronisierte. Auch weitere Apps funktionierten, wie schon eingangs erwähnt ohne Kopfschmerzen. Die prominentesten Apps aus der Reihe waren MapMyRun und Runtastic.

Eine Akkuladung hielt bei mir genau eine Woche, den Pulsmesser habe ich dabei jeden Tag mindestens zwei Stunden täglich eingesetzt, am ersten Abend sogar etwas mehr als 6 Stunden lang für meinen Schlaftest.

 

 

 

Überblick der Rezensionen
Gesamteindruck
Vorheriger ArtikelCavolini al forno (Italienischer Rosenkohl)
Nächster ArtikelMatcha Eis (Paleo/Zuckerfrei)

Leave a Reply