Review: Emfit QS Schlaftracker (Teil 1)

Dank Schlafanalyse zu sportlichen Spitzenleistungen?!

3
8508

Jetzt wird’s intim, denn ich nehme euch mit ins Bett! 😉  Keine Panik –  ihr müsst jetzt nicht meinen erbarmungswürdigen Anblick im Pyjama ertragen – nein es geht hier mal wieder um Gadgets. Auf der CES in Las Vegas habe ich mit der finnischen Firma Emfit Bekanntschaft geschlossen und durfte exklusiv das Emfit QS für euch testen. Dieser Sleeptracker ist so präzise wie ein Krankenhausmonitor und verzeichnet, neben Standards wie körperlichen Bewegungen, auch Herzschlag, Atemfrequenz und die nervliche Belastung auf. “Sleep better, perform better”, lautet der Werbeslogan dieses hightech Geräts und das ließ ich mir nicht zwei Mal sagen. In diesem ersten Teil möchte ich euch zunächst das komplexe Gerät vorstellen. Viel Spaß beim Lesen! 🙂

 Vorab sollte ich am besten noch erwähnen, dass es sich beim Emfit QS nicht um einen Schlafmonitor im Armband-Format handelt, sondern um einen Gurt, den man unter seine Matratze legt. Das WLAN-fähige Gerät bleibt jederzeit an Ort und Stelle und ermittelt während des Schlafs durch die Matratze hindurch (!!!) sämtliche Daten, die es zur detaillierten Schlafanalyse benötigt. Somit hebt sich das Produkt deutlich von den vielen tragbaren Accessoires ab, die es bereits zu Hauf auf dem Markt gibt. Ebenso soll die Qualität und Art der ermittelten Daten auf einem dermaßen hohen Niveau sein, dass man das Produkt am ehesten mit professionellem medizinischem Equipment vergleichen kann. Die erhobenen Daten werden übrigens per WLAN in Echtzeit an das persönliche Konto weitergeleitet, von wo aus sie am nächsten Morgen dann auch direkt eingesehen und interpretiert werden können. 

This slideshow requires JavaScript.

Produktdetails

Preis: 299 EUR (kostenfreier Versand innerhalb der EU)

Lieferumfang: Ladekabel,  Matratzengurt und WIFI-Schlafmonitor

Garantie: 2 Jahre

Erhältlich bei Emfit.com 

Erhobene Daten 

Dies ist die Anzeige, die euch erscheint, nachdem ihr euch in euren Emfit-Account online eingeloggt habt. Ich gehe mit euch jeden einzelnen Wert durch, damit ihr ein besseres Verständnis dafür habt, welche Daten erhoben werden und was sie im Detail bedeuten.

Overview Emfit QS

Sleep Score 

Sleep Score

Nach dieser Formel wird der Sleep Score berechnet: (Gesamtschlafzeit + REM-Schlafzeit * 0.5 + Tiefschlafzeit + 1,5) – (Aufwachzeit während des Schlafes /3600 * 0,5 + Häufigkeit des Aufwachens/15)* 8,5

Vereinfacht gesagt: desto mehr man schläft, desto mehr REM-Schlaf und mehr Tiefschlafphasen hat man und desto besser fällt dann der Sleep Score aus. Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass man mit häufigem Aufwachen und längeren Wachphasen einen schlechteren Sleep Score hat. 

Der höchste Sleep Score liegt bei einem maximalen Wert von 100 und indiziert somit einen sehr guten Schlaf. Werte um die 80 Punkte oder höher werden als guter Schlaf interpretiert. 

 

Sleep Time (Schlafzeit)

 Sleep Time Emfit QS

“Sleep Time” definiert die Zeit, die man im Bett verbracht und tatsächlich geschlafen hat. Für Erwachsene werden 7 bis 8 Stunden Schlaf als optimal betrachtet, wobei es selbstverständlich auch individuelle Abweichungen gibt. Manche Leute kommen deshalb mit weniger Schlaf aus, wohingegen andere (zu denen ich mich übrigens auch zähle!) deutlich mehr Schlaf benötigen.

Wissenschaftliche Studien haben zu dem nachgewiesen, dass bei Athleten verschiedener Sportarten eine erhöhte Schlafzeit von 10 Stunden pro Nacht zu erhöhter Schnelligkeit, Reaktionszeit, Sprintzeit und Genauigkeit führt (das kann ich persönlich unterschreiben). 

“In Sleep” ist die Dauer, die man in allen drei Schlafphasen (also REM, Tiefschlaf und leichtem Schlaf) verbracht hat.

“In Bed” steht für die Dauer,  die man tatsächlich im Bett verbracht hat. Hier wird das Verlassen des Betts nicht mit einkalkuliert. Das Emfit Qs berücksichtigt übrigens eine Toleranz von 10 Minuten, in der man das Bett verlassen kann. Alle Abwesenheiten, die darüber hinaus gehen, lösen eine “Abwesenheit” aus und werden im Protokoll verzeichnet. 

 

Sleep Classes (Schlafkategorien)

Schlafeinteilung in drei Phasen: leichter Schlaf, REM und Tiefschlaf:

Die grünen Klammern zeigen den optimalen Bereich für jede Kategorie an. Die Gesamtzeit und Prozentzahl werden ebenso numerisch abgebildet. 

Alle drei Phasen haben unterschiedliche physiologische Eigenschaften und unterschiedliche Bedeutungen für den Körper.

  • LEICHTER Schlaf ist das Übergangsstadium vom Wachzustand zu Tiefschlaf. Die Augen bewegen sich nicht und der Muskeltonus ist vermindert.
  • TIEFSCHLAF zeichnet sich durch quasi non-existente körperliche Bewegung und fehlende Muskelspannung aus.  Die Atemfrequenz ist langsam und ruhig, das Herz schlägt ebenfalls langsamer und der Blutdruck ist niedrig.  Die Tiefschlafphase ist sehr wichtig für die körperliche Erholung und die meisten physiologischen Systeme befinden sich in einem erhöhten anabolen Zustand. Dieser steht für eine gesteigerte Proteinproduktion, die essentiell für Zellwachstum, Reparatur und Verjüngung des Immun-, Nerven-, Kochen- und Muskelsystems ist.
  • REM-Schlaf ist die Traumphase, für die schnelle Augenbewegungen (rapid eye movement, daher auch “REM”), Muskellähmung, sowie wechselhafter Blutdruck und Herzfrequenz charakteristisch sind. Der REM-Schlaf ist für die geistige Erholung absolut notwendig, denn in dieser Zeit können sich synaptische Andockstellen neu organisieren, die für Lernen, Speicherung von Erinnerungen und Vergessen von unnötigen Dingen verantwortlich sind.

Um eine vollständige Erholung von Körper und Geist zu erzielen, ist es übrigens wichtig ausreichend Schlaf zu bekommen,  vor allem genug REM- und Tiefschlaf. Die REM-Schlafphase sollte dabei 20-25% und die Tiefschlafphase 10-20% der Gesamtschlafzeit ausmachen. Somit bleiben idealerweise 50-60% der Schlafzeit für leichten Schlaf übrig.

 

HRV RMSSD (Herzfrequenzvariabilität) :

 

RMSSD steht für “Root Mean Square of Successive Differences”  und ist der am meisten verwendete Zeitbereich, um die Werte der Herzfrequenzvariabilität zu erfassen. Aus mathematischer Sicht, handelt es sich hierbei um die Quadratwurzel der fortlaufenden Differenz zwischen den Herzschlagintervallen. Verwirrt? War ich zunächst auch, aber folgende Info bringt etwas mehr Klarheit ans Licht:

In der Fachliteratur wird die RMSSD als Maßstab für die Aktivität des parasymphatischen Nervensystem (PNS oder Parasymphatikus) – dem sogenannten “Ruhenerv” – verwendet. Laut Wikipedia dient der der PNS der Erholung und dem Aufbau körpereigener Reserven, während sich der Körper in der Ruhephase befindet. Im Übrigen arbeitet das PNS Hand in Hand mit dem sympathetischen Nervensystem (SNS oder Symphatikus) zusammen, das wiederum die nach außen gerichtete Aktionsfähigkeit bei tatsächlicher oder gefühlter Belastung (“Fight-or-Flight”) erhöht. In gemeinsamer Synergie, ergänzen sich diese beiden Gegenspieler und sind somit für die feine Regulation der Organtätigkeit zuständig.

Um sich ausreichend von Trainingseinheiten und Stress zu erholen, ist es notwendig, dass das PNS aktiv ist und unser Körper genug Ruhe und Regenerierung erhält. Mithilfe der Herzfrequenzvariabilität (HRV RMSSD) kann man seine allgemeine Basislinie beobachten und nachvollziehen, wie stark intensive Trainingseinheiten, Stress und andere Faktoren diese beeinflussen.  Wenn sich die Werte im Bereich der Basislinie wiederfinden, ist dies ein Indikator dafür, dass der Körper bereit für eine weitere Runde intensiven Trainings ist. 

Die Herzfrequenzvariabilität kann in unterschiedlichen langen Zeitfenstern gemessen werden. Abends wird so ein Durchschnittswert ermittelt, der sich aus einem Zeitabstand von 3 Minuten in den ersten 90 Minuten nach dem Einschlafen erschließt. Die Herzfrequenzvariabilität am morgen ermittelt sich hingegen aus den letzten 90 Minuten bevor man aufwacht. Diese beiden Werte geben Auskunft darauf, wie ausgeruht und fit der Körper für den neuen Tag ist. 

Der RMSSD-Wert ist sehr individuell und hängt stark vom Alter, Geschlecht, Fitness- und Stresslevel, sowie Lebensstil des jeweiligen Individuums ab. Aus diesem Grund sollten die Werte erst einmal für ein Paar Wochen beobachtet werden, bevor man irgendwelche Schlüsse daraus zieht. 

Im Allgemeinen lässt sich jedoch sagen, dass desto höher die Werte liegen, desto besser ist dies für die Gesundheit, Fitness und das allgemeine Wohlbefinden.  Auf kurze Sicht indiziert der RMSSD (Herzfrequenzvariabilität) wie fit der Körper für den neuen Tag ist und auf lange Sicht,  wie gut der Körper mit den täglichen Belastungen zurecht kommt. Sinken die Werte über einen längeren Zeitraum, so ist dies z.B. ein Hinweis darauf, dass der Körper (durch das Training) überstrapaziert ist.

 

Recovery (Erholung)

Dies ist die Differenz zwischen dem abendlichen und morgendlichen RMSSD (siehe Erkärung oben). Die Werte der vollständigen Erholung sind sehr individuell und sollten immer in Bezug zur eigenen Basislinie betrachtet, sowie mit den abendlichen RMSSD-Werten verglichen werden.

 

ANS Balance (Autonomic Nervous System Balance)

LF und HF stehen für Low Frequency (Niedrigfrequenz) respektive High Frequency (Hochfrequenz) und stellen damit zwei Meßbereiche der Herzfrequenzvariabilität dar.

LF liegt im Frequenzmeßbereich von 0.04-0.15 Hz und ist ein Indikator für sowohl den Parasymphatikus (PNS) als auch den Symphatikus (SNS).

HF liegt im Frequenzmeßbereich von 0.15-0.4 Hz  ist ein Indikator für den Parasymphatikus (PNS).

Das Emfit QS erfasst genormte LFn- und HFn-Einheiten, die als Prozentzahl der Summe von LF+HF, das heisst LFn=LF/(LF+HF), dargestellt werden. 

Die Diagramme zeigen sowohl LFn als auch HFn und idealerweise sollte der Indikator in der Nähe der grünen 50-50 Linie sein, d.h. einen Wert zwischen 25 und 75 haben.  Abweichende Werte, d.h. außerhalb des optimalen Bereichs von 25-75 oder 75-25 können ein Anzeichen auf unzureichende Erholung, viel oder chronischer Stress, Erschöpfungszustände oder körperliche Beschwerden.

 

Heart Rate (Herzfrequenz)

Die durchschnittliche Herzfrequenz (BPM = Beats per Minute, also Herzschläge pro Minute) wird die ganze Nacht über erfasst.

Um den Ruhepuls zu finden, wird die durchschnittliche Herzfrequenz im 3-Minuten-Takt die komplette Nacht hinweg errechnet. Der niedrigste Wert innerhalb dieses Taktes wird dabei herausgesondert, da dieser den Ruhepuls während des Schlafs darstellt. 

Der Ruhepuls ist ein Indikator für Stress oder körperliche Überanstrengung z.B. durch zu hartes Training. Nach der Festlegung der persönlichen Ruhepuls-Basislinie über einen Zeitraum von einigen Wochen, lohnt sich ein Blick auf mögliche Abweichungen von der eigenen Norm. 

Als Faustregel gilt, dass man beim Training ein Paar Gänge zurückfahren bzw. eine Trainingseinheit auslassen sollte, falls sich der Ruhepuls (im Vergleich zur Basislinie) um mehr als 7 Schläge pro Minute erhöht hat.  Die Regel greift ebenso, falls es einen signifikanten Abfall im Ruhepuls geben sollte. Aktive Erholung und Stressreduzierung stehen in diesem Fall im Vordergrund!

Rapide Veränderungen im Ruhepuls sollten jedoch nicht mit längerfristigen Veränderungen verwechselt werden. So sorgt körperliche Betätigung tendenziell dafür, dass der Ruhepuls über einen längeren Zeitraum gesenkt wird und dies bedeutet wiederum, dass man fitter wird! 

 

Respiration Rate (Atemfrequenz)

Unter Average BPM versteht man schlicht und ergreifend die durchschnittliche Atemfrequenz während der gesamten Nacht. Die Atemfrequenz für einen schlafenden, gesunden Erwachsenen liegt typischerweise bei 12-20 Atemzügen pro Minute. Je nach gesundheitlichem Zustand (z.B. durch Fieber) , kann sich die Atemfrequenz jedoch erhöhen, was sich wiederum im Average BPM niederschlägt. 

 

Movements (Bewegungen)

Average Activity misst Bewegungen, die größer sind als der Herzschlag oder die Atmung. Dazu gehören beispielsweise Muskelzuckungen in Armen oder Beinen, sowie leichte Positionsverlagerungen. Bewegungen, die über diesen Umfang hinaus gehen, werden in der Anzahl der “Toss&Turns” (Drehen und Wenden im Bett) abgebildet.

Desto höher die Werte von sowohl Activity als auch Toss& Turns sind, desto unruhiger und potenziell unerholsamer war vermutlich die Nacht. Die erhöhten Werte sollten in jedem Fall mit der eigenen Basislinie abgeglichen werden. Eine Langzeiterhöhung der Werte können auf eine drohende körperliche Überbeanspruchung hinweisen. 

 

Hier geht’s zum Praxistest in Teil 2 ! 

 

 

3 Kommentare

  1. Ich finde das System sehr interessant, aber habe Bedenken bezüglich der Genauigkeit der Daten. Ich befürchte das vor allem die Ermittlung der Schlafphasen nicht mit einer Messung im Schlaflabor mithalten kann.

    Wann kommt der Praxisteil?

Leave a Reply